Am letzten Montag verliessen wir Mendoza und fuhren nach einem guten Monat in Argentinien über die Anden nach Chile. Der Ausblick war wunderschön und so verging die Fahrt sehr schnell. Nur an der Grenze zitterten wir etwas, als die Zöllner Svens Rucksack genauer unter die Lupe nahmen. Zum guten Glück wurden unsere „illegalen Güter“ nicht entdeckt und wir konnten die Reise fortsetzten.
Müde aber glücklich kamen wir am späteren Abend dann in Zapallar, 180 Kilometer nördlich von Santiago de Chile an. Hier wurden wir sofort von Romy, einer Verwandten von Sven und ihrem Bruder Walti in Empfang genommen und mit einem leckeren Schweizer Nachtessen willkommen geheissen. Erschöpft von der langen Reise verkrochen wir uns dann auch ziemlich schnell ins Bett und freuten uns unglaublich über die kuscheligen Daunendecken, die wir in den vergangenen Monaten nicht nur einmal vermisst haben und das eigene Bad.
Nachdem wir in den ersten Tagen nicht allzu viel Glück mit dem Wetter hatten und die meiste Zeit gemütlich zuhause verbrachten, meinte es Petrus im zweiten Teil der Woche besser mit uns und so zog es uns jeweils gleich nach dem Frühstück an den Strand.
Wir hätten nun wirklich nicht gedacht, dass wir gerade hier in Zapallar, wo eigentlich nur Erholung, Sonne und Meer auf dem Plan gestanden haben, eine actionreiche Nacht erleben würden. Am Freitagmorgen erreichte uns die Nachricht des starken Erdbebens in Japan und dass der ausgelöste Tsunami direkt auf die Küste Chiles zurollt. Nachdem wir uns ausgiebig informiert haben, verbrachten wir zuerst einmal einen schönen Nachmittag am Strand, denn die grosse Welle wurde erst auf Mitternacht erwartet. Als wir gegen den Abend zurück kamen, erfuhren wir, dass alle Bewohner, welche unterhalb von 30 Metern über Meer wohnhaft sind, ihr Haus verlassen müssen. So packten wir um 21 Uhr einen Rucksack mit den wichtigsten Sachen und fuhren in das höher gelegene Dorfzentrum. Um die Zeit totzuschlagen, quartierten wir uns zuerst einmal in einem Restaurant ein. Um Mitternacht mussten wir das Lokal allerdings verlassen und so setzten wir uns in Waltis Auto, in der Annahme, dass der Tsunami die Küste nächstens erreichen würde und wir zurück ins warme Haus kehren können. Per Radio hielten wir uns auf dem Laufenden und warteten ab. Die Stunden vergingen dann aber, ohne dass eine Entwarnung für unsere Region ausgesprochen wurde und so schlief der eine oder andere immer mal wieder für kurze Zeit ein. Um 4 Uhr nachts schmerzten uns langsam alle Knochen und die Blase drückte. So statteten wir der Feuerwehr einen Besuch ab. Nachdem sie uns freundlich ihre Toilette zur Verfügung gestellt hatten, boten sie uns sogar ihr Sofa für die weitere Wartezeit an und wir nahmen dieses Angebot natürlich sehr gerne an. Dort schliefen wir zwei dann auch ziemlich schnell ein (wir sind es uns langsam gewohnt, überall und jeder noch so unmöglichen Position zu schlafen…), doch Romy, Walti und seine Freundin hielten die Stellung und verfolgten weiterhing die Nachrichten. Als wir von einem der netten Feuerwehrmänner sogar noch liebevoll zugedeckt wurden, entschieden wir, dass die Feuerwehr in dieser Nacht wirklich unser Freund und Helfer ist. Morgens um 8 Uhr war der Tsunami unterdessen nördlich und südlich von Santiago angekommen, doch für die Bewohner Zapallars und der näheren Umgebung hiess es weiterhin abwarten. Unsere Geduld wurde dann aber belohnt. Nachdem wir sogar noch mit einem Frühstück überrascht wurden, waren die Strapazen kurz nach 9 Uhr endlich vorbei und die seit Stunden erhoffte Entwarnung ausgesprochen. Im Nu sprangen wir ins Auto und fuhren endlich zurück. Nach zwei Stunden Tiefschlaf waren alle Anstrengungen schon fast wieder vergessen und es zog uns wieder an den Strand. Dort konnten wir uns dann mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Zapallar verschont geblieben wurde und die zwar etwas unruhigen Wellen in der Nacht keinerlei Schaden angerichtet haben. So haben unsere Schutzengel einmal mehr einen hervorragenden Dienst erwiesen und wir können die kommenden zwei Wochen in Zapallar weiterhin in vollen Zügen geniessen.
Wir liegen am Strand, baden in den hohen Wellen, verschlingen ein Buch nach dem anderen, essen ausgezeichneten Fisch und kosten den ruhigen Abschluss unserer langen Reise zu richtig aus.
Wir hoffen, es geht auch euch so gut und schicken wieder einmal ganz viel Wärme über den grossen See!
Ganz liebe Grüsse und bis zum nächsten Mal
Barbara & Sven