Seit dem letzten Freitag sind wir nun schon in der Gegend von Cuzco und es gefällt uns hier sehr gut! Nach anfänglichen Problemen mit der Höhenkrankheit haben wir uns ans Leben auf über 3000 Metern gewöhnt und geniessen das peruanische Treiben und die Freundlichkeit der Einheimischen sehr.
Wir habt ihr das neue Jahr begonnen? Mit Bleigießen, Sekt und Feuerwerk? Oder so wie es in Peru Brauch ist mit 12 Weintrauben und gelben Unterhosen? Um Mitternacht werden mit jedem Glockenschlag 12 Weintrauben gegessen. Jede dieser Trauben symbolisiert einen Monat des kommenden Jahres und sollen ein gesundes, erfolgreiches Jahr 2011 bringen. Eine weitere peruanische Silvestersitte ist es, am Neujahrsabend gelbe Unterwäsche zu tragen. Hoffen wir mal, dass uns das Jahr 2011 ebenfalls Glück bringt, obwohl wir es dann doch sein liessen, eine gelbe Unterhose von der Strasse zu kaufen…
Nachdem wir einige Tage in Cuzco selber verbracht haben, machten wir am Sonntag einen Ausflug ins Valle Sagrado (das heilige Tal der Inkas). Nach einem kurzen Stopp bei einem traditionellen Markt, fuhren wir weiter nach Pisaq, einer berühmten Inkastadt und liefen zusammen mit unserer Reisegruppe und dem Führer durch die Anlage.
Nach einem Mittagessen, welches wir wohl besser ausgelassen hätten (man weiss halt nie, wie lange die Gerichte bei einem Buffet schon dort stehen), ging es dann nach Ollantaytambo, einem kleinen Nest an einer Inkaruine. Auch hier stiegen wir erneut hunderte Treppenstufen empor, um die schöne Aussicht von der Spitze der Ruine zu bewundern.
Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch auf einen zweiten Markt und da es schon so richtig kalt war, konnten auch wir der Versuchung nicht widerstehen und kauften uns eine kuschelig warme Alpaca Mütze und einen Schal.
Am Dienstag starteten wir unsere zweitägige Tour zum Machu Picchu. Per Andenbahn reisten wir nach Agua Caliente, der Basisstation für die Besichtigung dieser gut erhaltenen Ruinenstadt der Inka. Machu Picchu wurde im Jahr 2007 zu einem der sieben neuen Weltwunder gewählt. Über vier Jahrhunderte war die Stadt in Vergessenheit geraten, bis sie 1911 Hiram Bingham auf der Suche nach der letzten Stadt der Inka wiederentdeckte.
Den Dienstagnachmittag nutzen wir noch für ein entspannendes Bad in den heissen Quellen in Agua Caliente und gingen dann früh schlafen, denn für den nächsten Tag hiess es früh aufstehen.
Um den absolut perfekten Blick über Machu Picchu zu erhalten, kann man einen der beiden Gipfel, zwischen denen die Inkaruinen liegen, besteigen. Da täglich mehr als 2000 Besucher Machu Picchu besuchen, jedoch nur gerade einmal 400 Besucher täglich den Wayna Picchu besteigen dürfen, muss man früh aufstehen. Dies taten wir dann auch und obwohl wir um 3.00 Uhr nachts liebend gerne den Wecker einfach wieder abgestellt hätten, schaften wir es irgendwie aus den Federn. Als wir um 3.20 Uhr an der Busstation ankamen, standen dort bereits etwa 30 weitere Frühaufsteher. Da der erste Bus allerdings erst um 5.30 Uhr abfuhr, hiess es warten, warten und nochmals warten. Tatsächlich schafften wir es dann aber auf den zweiten Bus und erreichten den Eingang von Machu Picchu kurz vor 6 Uhr. Dort stellten wir uns wieder in die bereits etwas längere Schlange, denn einige super fitte haben die acht Kilometer schon mitten in der Nacht zu Fuss zurück gelegt, um noch vor den Busreisenden oben zu sein oder aber haben sich sogar eine Nacht im Luxushotel Machu Picchu geleistet. Eine Nacht dort kostet übrigens nur gerade einmal 800 Dollar…
Das frühe Aufstehen hat sich dann aber wirklich gelohnt und wir erhielten nicht nur den Eintrittsstempel, sondern auch die Bewilligung um 10.00 Uhr auf den Gipfel, den Wayna Picchu zu klettern.
Beim Betreten der Anlag, lag die komplette Inkastadt noch in dichtem Nebel und wir konnten die Ruinen nur erahnen. Als wir dann aber etwas weiter oben ankamen, zogen die Nebelschwaden tatsächlich davon, und Machu Picchu zeigte sich in seiner ganzen Schönheit. Mystisch im Dschungel verborgen erhebt sich diese Inka-Stätte aus den Anden hervor – ein Anblick, wie man ihn nur schwer beschreiben kann. Kurze Zeit später wurde der Nebel dann wieder so dick, dass man kaum mehr etwas sehen konnte. Dieses Wechselspiel des Wetters machte für uns den Besuch nur noch interessanter und wir waren enorm froh, dass es nicht regnete, denn der Januar gilt eigentlich für sehr ungeeignet, um Machu Picchu zu besichtigen.
Die nächsten Stunden schlenderten wir durch die sehr grosse Anlage und machten uns für den Aufstieg zum Wayna Picchu bereit. Nachdem wir dann erneut 30 Minuten in der Schlange gestanden sind, ging es auch für uns los. Der Aufstieg auf den Wayna Picchu war sehr anstrengend, denn die gesamten Höhemeter erklimmt man über sehr ungleichmässige Treppenstufen. Barbaras Kondition war eindeutig nicht für solche Strapazen vorbereitet und so dachte sie zwischendurch schon ans Aufgeben, doch der Wille versetzt ja bekanntlich Berge…
Völlig ausser Atem und durchgeschwitzt kamen wir dann eine Stunde später auf dem Gipfel des Wayna Picchu an und es war uns klar, dass sich die Mühe des Aufstieges definitiv gelohnt haben. Selten haben wir etwas Eindrücklicheres gesehen und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Erst als dann doch noch der Regen einsetzte, machten wir uns auf den Rückweg und kletterten die gefühlten 2000 Treppenstufen zurück zum Eingang.
Wieder in Agua Caliente angekommen, besteigen wir erneut den Andenzug, um zurück nach Cuzco zu gelangen.
Den heutigen Tag nutzten wir, um uns von den Anstrengungen zu erholen, denn Sven litt unter Muskelkater und Barbaras Knie schmerzten sehr. So verbrachten wir den halben Tag lesend im Bett und gingen nur gerade raus, um unseren Hunger zu stillen.
Apropos: kulinarisch haben wir unterdessen etwa alles probiert. Das Alpaca schmeckt ganz ähnlich wie Kalbsfleisch, doch ist es etwas zäher, weil die Tiere erst im hohen Alter geschlachtet werden.
Bei der Vertilgung eines Meerscheinchens hatten wir dann doch etwas mehr Mühe. Wir dachten, dass wir schliesslich nicht nach Peru reisen können, ohne wenigstens ein Meerschweinchen probiert zu haben und dies taten wir heute Abend auch… naja, wenigstens Sven… In einem schönen Restaurant direkt am Hauptplatz gelegen bestellten wir also ein Cuy (Meerschweinchen) ohne Kopf und eine Pizza (man kann ja nie wissen). Bereits beim Anblick des toten Tieres wurde es Barbara etwas anders, doch Sven war tapfer und wagte sich an den ersten Bissen. Er kaute und kaute und sein Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes. Geschmeckt hat es anscheinend wie eine Mischung aus Hühnchen und Hase, doch die Haut war dicker als das Fleisch und es blieb dann auch bei diesem einen Bissen. Barbara war unterdessen auch der Appetit auf Pizza vergangen und war froh, dass Sven noch hungrig war. Der Kellner lächelte nur verständnisvoll als er das gesamte Meerschweinchen wieder in die Küche trug und wir sind unterdessen zum Schluss gekommen, dass diese Leckerei lediglich ein Tourigag ist! Liliane muss also keine Angst haben, dass wir im Frühling ihre Säuli rösten…
Morgen verlassen wir Cuzco und fahren nach Puno, einer Stadt am Titicacasee. Wir freuen uns auf weitere Tage in Peru und sind gespannt was uns noch alles erwartet.
Ganz liebe Grüsse und bis zum nächsten Mal!
Barbara & Sven
PS: @Bine: Selbstverständlich sind alle Fotos von uns geschossen!!! 🙂
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